Während unserer 6-monatigen Europareise 2023/24 mit unserem selbstausgebauten Fiat Ducato (L5H2) als kleine Familie haben wir doch bei den ein oder anderen Regen- bzw. Schlechtwettertagen feststellen müssen, dass das Platzangebot in einem Camper auf Transporter Basis doch recht eingeschränkt ist. Nachdem wir uns in Kroatien für ein paar Tage immer wieder das Phönix-Wohnmobil unserer Nachbarn anschauen durften, reifte die damals sehr irre Idee: so ein LKW als Wohnmobil wäre ja auch cool! Zu diesem Zeitpunkt waren es einfach Träumereien - weil uns die utopischen Preise solcher Reisemobile einfach umhauten.

Da wir jedoch auf unserer Reise von nun an einige Wohnmobile auf LKW Basis getroffen haben, ob Phönix, Concord, selbstdesignd oder Individualausbau, Offroadfahrzeuge oder Selbstausbauten, konnten wir uns einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten eines Reisemobils größer 7,5 t gewinnen. Viele Gespräche über Vor- und Nachteile später reiften dann die ersten Ideen irgendwann in der Zukunft ein solches Projekt als nächstes "Ausbauprojekt" zu starten. Erste Papierzeichnungen mit Grundrissen entstanden. Viele gewonnene Erkenntnisse unserer "Auszeit" im Camper sollten auf jeden Fall mit einfließen. So zum Beispiel eine größere Küche mit mehr Kochplatten und mehr Ablagefläche, ein richtiger Kühlschrank, eine größere und vor allem bequemere Sitzecke - an der auch mal 4-6 Personen Platz haben. Natürlich auch ein weiteres größeres Bett für den Nachwuchs, ein Bad mit getrenntem Dusch- und Toilettenbereich. Bisher mussten wir die Toilette zum Duschen immer aus dem Bad nehmen. Das sollte dann nicht mehr sein.

 

Aus den wirren anfänglichen Zeichnungen wurden Baugruppen erstellt, die auf einem Grundriss immer wieder hin und her verschoben wurden, bis wir für uns den besten Grundriss gefunden haben. Nach zahlreichen Diskussionen, Abwägen von Vor- und Nachteilen, zahlreichen Ideen aus Grundrissen verschiedenster Hersteller wurde dieser Grundriss dann im 3D-Programm angelegt. Immer wieder wurden Änderungen eingepflegt usw. 

Warum passt dieser Grundriss am besten zu uns?

 

  • Unter dem großen Bett im Heck befindet sich die große Heckgarage (2000x2400x1400mm) mit Stauraum für die Fahrräder, ggf. mal zukünftig Motorroller/Quad o.ä. mit hoher Lastaufnahme auf der Hinterachse
  • Beim Heckbett besteht die Möglichkeit dreiseitig Fenster einzubauen und somit die Natur - sofern man denn dann dort steht - umfassend zu genießen
  • Das Bad bietet so genug Platz für eine Trennung zwischen Dusche und Toilette
  • Küchenzeile mit 2m Länge bietet Platz für Spüle mit Abtropfbereich, 4 Kochplatten, Arbeitsfläche und ausreichend Stauraum; da man meist mit der rechten Seite des Fahrzeuges (Türseite) zum Ausblickpunkt steht ist dort auch ein Fenster geplant
  • Sitzecke mit großem Tisch für mind. 4 Personen; gleichzeitig die Möglichkeit auch mal bequem die Beine hochzulegen
  • Sitzecke mit zusätzlich eingetragenen Sitzplätzen für Mitfahrer - somit 5 eingetragene Sitze
  • großer Kühlschrank mit Kühl-Gefrierkombination, hoffentlich ausreichend Platz für Gemüse und No-Frost-Funktion
  • Alkovenbett in ausreichender Größe für mind. 2 Personen
  • Stauraummöglichkeiten unter der gesamten Kabine für alles was man so braucht - vor allem das ganze Sportequipment
  • Kinder- und Elternbett getrennt - für doch ein wenig Zwei- bzw. Einsamkeit :)

Beim LKW Wohnmobil sehen wir folgende

 

Vorteile für uns

  • wenn das Basisfahrzeug irreperabel beschädigt ist, kann die Wohnkabine auf ein neues Fahrzeug gesetzt werden
  • Reparaturen und Ersatzteilbeschaffung ist durch vorhandenes KnowHow für das Basisfahrzeug verbessert
  • deutlich mehr Platz und Stauraum - vor allem bei schlechtem Wetter oder mehreren Personen
  • Fahrräder und Kitesurfmaterial alles in der Heckgarage
  • ein permanentes zweites Bett für unsere Tochter - ohne viel umbauen, abbauen, umräumen
  • eine Sitzecke mit großem Tisch an dem man auch mal gut mit 3-4 Personen essen kann
  • ein Bad das nicht erst ausgeräumt werden muss, bevor man entspannt duschen kann
  • höhere Wasser-, Abwasser-, Gas-, Stromkapazitäten, da einfach mehr Gewicht und Raum zur Verfügung steht

Nachteile für uns

  • durch Höhe, Länge und Gewicht des Fahrzeuges ist man ggf. eingeschränkt bei der Parkplatz- bzw. Stellplatzwahl 
  • in Deutschland gelten fast alle LKW Verkehrsregeln und Verkehrszeichen
  • gesonderter Führerschein erforderlich
  • höherer Kraftstoffverbrauch

 

Keine Veränderung zu Ducato > 3,5 t

  • jährlich TÜV
  • Wohnmobilzulassung und damit die Versicherung
  • Parkplatzsuche und Zufahrten waren bereits mit Fiat Ducato > 3,5t mit Fahrradträger erschwert

 

Dann kam der entscheidende Punkt: wie wäre so etwas überhaupt umsetzbar? Was kostet so ein LKW in der Anschaffung und im Unterhalt? Träume haben wir schon immer gehabt, aber die Umsetzung ist dann doch nochmal ein anderes Thema. Also begann eine umfassende Recherchezeit über mögliche Umsetzungswege: Kofferaufbau ausbauen, Kühlkoffer ausbauen, aus Sandwich-Paneelen oder ähnlichen Baustoffen selbst einen Koffer bauen... die Möglichkeiten die wir hier gefunden haben waren endlos. Auch die Diskussionen um die einzelnen Möglichkeiten. 

 

Dann haben wir in Albanien einen LKW mit Wohnkabine von Booklet gesehen: die Wohnkabine entsprach genau unseren Vorstellungen. Nachdem wir hier ins Gespräch kamen und wieder viele Informationen für unser Projekt sammeln konnten, kam für uns jedoch finanziell nicht infrage, eine Wohnkabine von einem Kabinenbauer zu erwerben. Dann sind wir auf die Möglichkeit gestoßen, einen Kabinenbausatz zu erwerben - finanziell einfach eher für uns umsetzbar, da diese meist um die Hälfte bis Zweidrittel günstiger sind, wie eine fertig aufgebaute Kabine.

 

Auf dem Rückweg unserer Europareise haben wir dann im Schwarzwald das Angebot von nomadcampers angenommen, den Betrieb und die Möglichkeiten des Kabinenbaus dort kennenzulernen. Nach einem längeren Gespräch mit dem Inhaber war unsere Entscheidung  getroffen - eben keine Wohnkabine aus einem Holz- bzw. Sandwichauflieger  bzw. aus Sandwichpaneelen für den Hausbau zu bauen. Für uns käme nur ein Selbstbausatz eines Wohnkabinenaufbauers in Betracht, auch wenn diese Wohnkabine teurer wird wie ein bestehender LKW Aufbau. Die Vorteile überwiegen und wir haben für uns beim Ausbau des Fiat Ducato gemerkt: 

Am Ende haben wir doch sehr sehr viel Geld in einen gelungenen Innenausbau des Fahrzeugs gesteckt, da sollte die Außenhaut ebenfalls so lange halten. Hier wäre also am falschen Ende gespart. Zudem da unsere Vision ja ist: wenn das Basisfahrzeug irgendwann zu alt oder kaputt ist oder aus welchen Gründen auch immer ausscheidet, dann kann man die Kabine einfach auf ein neues Basisfahrzeug (gleiche Marke, gleiches Modell) setzen. 

Warum haben wir uns für einen Selbstbausatz eines Kabinenbauers entschieden?

 

  • durchgehende Isolierung ohne mögliche Kältebrücken
  • Kabine wird auf federgelagerten Zwischenrahmen aufgebaut und ist für den Wohnmobilzweck ausgelegt - normale LKW Aufbauten dienen eher dem Zweck des Gütertransportes ohne feste Verbindung zwischen transportiertem Gut und Aufbau
  • bei einem gebrauchten Aufbau weiß man meist nicht viel bzgl. Dichtigkeit, Haltbarkeit und Scherkraftverträglichkeit des Materials, usw.
  • da wir einen hochwertigen Innenausbau planen war uns auch ein hochwertiger Außenaufbau wichtig
  • kein XPS-Schaum, der bei höheren Temperaturen beschädigt werden kann
  • fachliche Unterstützung und KnowHow durch den Hersteller
  • Kabinenbau mit erprobtem Material bzgl. Haltbarkeit und Belastbarkeit
  • hoffentlich lange Lebensdauer

 

Bewertung: 3.4 Sterne
5 Stimmen